Provisorium für Abgase

Unser Auspuff ist futsch. Genauer: Das Auspuffrohr (frz. „tube“) ist alterungs- und/oder ermüdungsbedingt an der Kupplung zum Schalldämpfer (frz. „silenceur“) abgerissen. Der formidable Chef bei Help Diesel in Larequille meint, zehn Tage später: „Ah, fatigue, eh?!“ und zuckt grinsend mit den Schultern.

Wie kamen wir hierher? Die Suche nach einer Werkstatt und die Odyssee zur Überbrückung der Wartezeit haben wir dokumentiert. Dieser Beitrag beschreibt meine Zwischenlösung, um zumindest für kürzere Strecken mobil zu bleiben und Schlimmeres zu verhindern.

Blicke ich auf der rechten (!) Seite unter das Fahrzeug, stelle ich fest:

  • Mittelschalldämpfer und Endschalldämper ruhen brav in ihren Gummi-Aufhängungen
  • Das Rohr selbst, vom Motor (rechts) kommend, baumelt halterlos herum. Es hängt lediglich an einer Stelle im Motorraum, von dort kragt es aus. Ich schätze, es senkt sich alle 10 km um 1 mm.

So kann und will ich nicht weiterfahren. Die für uns innen und andere außen lästige Lautstärke ist das eine, die Abgase auf der Beifahrerseite statt auf der Fahrerseite am Auslass das andere. Also bemühe ich mich am 17. August, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln um Schadensbegrenzung:

  • Das Rohr soll nicht auf die Straße fallen, während wir (endlich!) zum Reparaturtermin rollen – wobei es andere Verkehrsteilnehmer gefährden könnte; und
  • Das Rohr soll nicht von seinem traurigen Rest an Halterung im Motorraum abreißen und dabei möglicherweise größeren Schaden anrichten.

Mal sehen, was haben wir denn an Bord?

  • Abdichten mit Gaffa-Tape – danke für das Telefonat mit Deutschland ;-)? – Nein, wird zu heiß.
  • Kabelbinder? – Nein, wird zu heiß, höchstens unterstützend, Gürtel mit Hosenträgern
  • Draht? – Ja, ich war sparsam beim Einpacken, und dünn ist er auch. Muss gehen, irgendwie
  • Aus Metall, hitzebeständig, anpassbar für die geometrische Situation…

Ich lege mir mein Werkzeug bereit und krieche unter’s Auto.

Bild: Werkzeug
Man nimmt, was man hat

Die Schellen und die Erdnägel kamen nicht zum Einsatz. Und: Alufolie genügt nicht, um heiße, unter Druck stehende Abgase von der Bruchstelle aus zuverlässig und dauerhaft in Richtung Silenceur weiterzuleiten – sie fackelt unterwegs einfach ab.


Einschub: Wie das in derartigen Situationen immer ist, kommt etwas dazwischen. Hier: Die mitgeführte Zange, ein Erbstück des Vorbesitzers, beschließt, sich ins Nirvana der Werkzeuge zu verabschieden. Ausgerechnet jetzt. Hm… Heringe ohne Zange zurechtbiegen und Draht feströdeln wird schwierig.

Bild: Zangen
Bordwerkzeug: Verschleiß und Werbegeschenk

Ein Werbegeschenk ist die Rettung und hilft mir bei der anstehenden Reparatur. Beim nächsten Halt im Action kaufe ich für <3,- € eine neue Kombizange mit zweifelhafter Lebensdauer; beruhigt bin ich trotzdem.


Mein Provisorium besteht letztlich aus:

  • Drei Zeltheringen, zurechtgebogen
  • Alufolie
  • Draht
  • Angst-Kabelbindern

Fotos gibt es hierzu bewusst keine, ich möchte derlei unprofessionelle Umsetzungen nicht in die Welt setzen. Es sah abenteuerlich aus, und, viel wichtiger: Es hat gehalten. In der Garage (Werkstatt) auf der Bühne erntete ich schmunzelndes Kopfschütteln beim Rückbau der Behelfskonstruktion. Ich schreibe diese Zeilen am 25. August, nachdem alles glattlief.

Rund 1,5 Stunden benötige ich für meine Fummelei am Campingplatz. Glücklich starte ich den Diesel. Es ist leiser, der Hauptteil der Dämpfe kommt auf der Fahrerseite an. Wir beschließen, unsere Reise nach Nordosten, grob Richtung D, fortzusetzen.

Nach etwa 50 km Fahrt halten wir an. Ich sehe probehalber nach, wie es dem Behelf geht. Die Alufolie ist weg, geschmolzen/geblasen. Von vier Kabelbindern baumelt ein Reststück am Halter, das in Form und Farbe nur mit Mühe erkennen lässt, worum es sich einst handelte. Die Drahtkonstruktion samt Heringen hält. Noch. Das Röhren steigert sich unterwegs langsam, aber stetig.

Nach 150 km sehe ich erneut nach. Das Rohr hat sich gesenkt und ein Draht hat sich verabschiedet. Auf einer geschotterten Parkbucht krieche ich mit Teppich und Spanngurt aus dem Discounter unter das WoBi und hänge das Rohr nach oben.

Bis wir letztlich zur fachmännischen Reparatur in der Werkstatt stehen, haben wir 300 km seit dem Abriss hinter uns. Neben drei Heringen opferte ich einen Spanngurt, der – weil irgendwie aus Kunststoff-Gewebe – sich mit der Wärme auch nicht so recht vertrug.

Ende gut, alles gut: Wir fanden tolle Unterstützung. Mein Ruhepuls ist jetzt, mit neuem Rohr und Schalldämpfer sowie einer bezahlten Rechnung aus der Fachwerkstatt, deutlich niedriger.

2 thoughts on “Provisorium für Abgase

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert