Warten auf Godot? Nein! Eine Abenteuerreise während des Abenteuers -in 10 Akten/Tagen
Vorweggenommen: es gibt ein Happy End – ich tippse bereits in Deutschland, was bedeutet, dass unser WoBi uns weiterhin gut durch die Departements und wieder ins Heimatland gebracht hat*.
Jetzt aber mal ganz von vorne – Kurzfassung – eine Episode, die ich so nicht gebraucht hätte, aber eben auch dazu gehört, zum Reisen. Dass eine Maschine wie es ein fahrbarer Untersatz ist, nun einmal verschleißt, ist klar. Dass der Auspuff jedoch gerade in der französischen Pampa das Röhren anfängt, war so nicht absehbar. Aber wie ist es in den Momenten, in denen ein vermeintliches Problem auftritt? Mit Mitte 40 ist da ganz klar: tief durchatmen, lösungsorientiert zielstrebig voran gehen. Wir haben das im Nachhinein wirklich gut gemacht, als Familie, als Eltern, als Freunde…ich bin stolz auf uns! Auch wenn diese Episode, die immerhin über eine Woche andauerte, Nerven gekostet hat, die wir aber vorher in all den Wochen gut schonen konnten.
Der ADAC hat hier versagt. Ich war bis jetzt in den 25 Jahren, in dem ich Mitglied bin, immer gut beraten, sei es mit Leihwagen oder Reparatur. Bis jetzt hat das Pannen in Deutschland und Italien betroffen – in Frankreich wickelt jedoch eine „Panne“ nicht der ADAC Deutschland ab, sondern der ADAC Frankreich. Gut, es ist Hochsaison, wir waren nicht die einzigen, die ein Problem hatten – aber Satz mit X, das war wirklich nix. Hätten wir von vornherein alles selbst organisiert – wie wir es dann am Tag 6 letztendlich taten, wären wir wahrscheinlich früher sorglos weitergekommen?? Was genaues weiß man nicht…
Also: Panne bemerkt – Rangefahren – Feststellung, dass mit dem Auspuff was nicht stimmt – Platz gesucht – überlegt – ADAC kontaktiert: das war der 13.8.24 – wir hatten gerade Bordeaux und die Hitze hinter uns gelassen. An diesem Tag haben wir auch schon versucht eine Werkstatt in der Nähe zu finden, hier hat Frederik schon berichtet*.
15.8.24 war auch in Frankreich Feiertag, das war ein Donnerstag, am Freitag war folglich Brückentag – kurz gesagt: da ging gar nix! Feststellung der Werkstatt „morts“, ja, das wusste ich auch! Er hätte helfen können in der Folgewoche (also dieser) am Mittwoch oder Freitag. Aha, warum nicht auch Donnerstag, hat sich mir nicht erschlossen – NEIN, das war keine (!) Option – auch die Motivation des „Chefs“ war gefühlt bei -78 von möglichen +100 Zählern.
Der Campingplatz in der Nähe war auch ausgebucht, immerhin konnten wir die Nacht vorher dort verbringen (das war dann der Feiertag mit dem Besuch des Hippodroms in Pompadour). Kaugummi zieht sich schon, aber jetzt war der Moment erreicht, in dem sich ein bisschen Verzweiflung eingeschlichen hat. Klar war uns, dass wir keine knapp 1.000 km mit dem kaputten Auspuff schaffen. Wir wollten aber auch nach knapp einer Woche wieder was anderes sehen, ein Stück Strecke machen und haben es gewagt mit amateurhafter Reparatur des Auspuffs durch meinen persönlichen „Daniel Düsentrieb“ (Hut ab!).
200 km waren es. Immerhin. Campingplatz aufgesucht – Sonntag war es: morgen wird der ADAC uns schon was vermitteln können – Trugschluss, vergiss es: Totalversagen der sog. „Technischen Abteilung“. Man muss dazu sagen, dass es in Frankreich an allen Ecken und Enden eine „Garage“ gibt – das Land ist dermaßen weit mit vielen kleinen Orten ohne funktionierenden ÖPNV – hier sind die Menschen auf ihren fahrbaren Untersatz angewiesen! Aber der ADAC Frankreich hat es nicht geschafft uns eine Werkstatt zu vermitteln. Also haben wir es letztendlich selbst in die Hand genommen, sind nach der Siesta* direkt hingefahren, der Werkstattchef hat kurz geguckt, telefoniert – eine nette Madame aus dem Büro legte uns nach nicht einmal einer halben Stunde einen Kostenvoranschlag vor. Perfekt. Das war am Montag, Tag 7.
Am Mittwoch sollte der Austausch vonstatten gehen. Mittwoch früh der Anruf, dass die Schalldämpfer („Silencieux“) noch nicht da seien, wir sollten am Donnerstag um 10:00 Uhr vor Ort sein – gesagt, getan: pünktlich waren wir, dann die nächste Klatsche: der Kurier sei noch nicht da gewesen; Termin auf 14:00 Uhr verschoben (Siesta ist Siesta*). Bis 11:30 Uhr sollte das fehlende Teil nämlich wirklich ankommen. OK, nutzte ja nichts. Zeit totschlagen: 4 Stunden (!). Auch das haben wir rumgekriegt, nicht mehr und nicht weniger. Mit Spaziergang, Beruhigungs-Pastis und Pizza*.
Von 14:00 Uhr bis 15:30 Uhr ist das WoBi dann repariert worden*.
Gegen 16:00 Uhr konnten wir dann endlich wieder Weiterreisen, juhu!!!! Und das noch billiger als der Kostenvoranschlag vorgegeben hat. Ich hätte auch noch viel mehr gezahlt…Was für eine tolle Werkstatt, was für eine faire Behandlung – wir waren und sind begeistert. DANKE, MERCI und hoffentlich auf Nimmerwiedersehen.
Eins ist klar: ohne gut und sicher fahrendes Wohnmobil geht Dir alles flöten, was diese Art von Reisen ausmacht: deine Freiheit, die Flexibilität, der Wohlfühlfaktor.
Am Abend von Tag 10 sind wir an der Saone (Fluss) in der Bourgougne angekommen, müde, aber glücklich.
Die Luft ist aber irgenwie raus. Wir wollen irgendwie und dann doch nicht nun nach Hause, die 10 Tage Auszeit in der Auszeit haben uns zugesetzt. Wir haben das bestmögliche daraus gemacht und auch wirklich unflexibel viel erlebt. Wir haben unseren Gefährten und unser Zuhause nach Deutschland gebracht – zwischendrin haben wir uns schon via TGV nach Deutschland fahren sehen. Das WoBi hätte dann abgeschleppt werden müssen, oder was auch immer…das ist uns erspart geblieben, wunderbar.
Heute haben wir die Grenze passiert,
nach fast elf Wochen Frankreich – Spanien – und Frankreich. Was für ein Ritt, was für eine Erfahrung, was für ein Abenteuer!
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