Einmal auf einem Weingut schlafen – im Speckgürtel von Bordeaux

Zwei Spots in unserer Auszeit fehlen noch, zwei Schlafmöglichkeiten, die ich unbedingt noch aufsuchen will. Eine davon ist ein typisches Weingut in Frankreich (und auf der Heimreise gerne auch in Deutschland). Nachdem wir die Pyrenäen verlassen und Richtung Norden fahren, finde ich im guten www und der passenden App Weingüter rund um Bordeaux. Die Bewertungen sind vielversprechend, das Wetter auch, uff, wir ächzen bei ca. 37 Grad (und morgen soll es in dieser Region die 40 knacken). Gegen 16:30 Uhr schlagen wir auf, wir sind die zweiten auf dem großen Platz zwischen Reben und dem Winzerhof. Wir stellen uns einfach hin, wird schon jemand kommen. Meinen Anruf vorab hat keiner entgegen genommen – also sind wir einfach angereist. Die Nacht ist gebührenfrei – inkl. einer Führung und natürlich Weinverkostung mit evtl. Kaufabsicht. Ich als passionierte Nicht-Weintrinkerin lasse mich gerne darauf ein: andere Länder, andere Sitten. Es ist heiß, die Stimmung zwischen Freude, Anstrengung und einfach nur froh sein da zu sein nach der langen Fahrt…unser Zweibeiner klagt aus heiterem Himmel über Heimweh, die Tränen kullern. O weia, was ist denn jetzt los? Trinken, gut Zureden, Kuscheln – plötzlich vernehme ich einen Schwall, der sich über meine Schulter wortwörtlich erbricht.
Aha, daher weht der Wind. Ich bekomme gut Glück gar nichts ab!! Hier ohne jegliche Infrastruktur außer Frischwasser wäre das auch nicht wirklich toll gewesen und das bei den Temperaturen. Sei es drum, dem Kind geht es schlecht. Das Mittagessen kommt vornüber unverdaut wieder raus…währenddessen begrüßt uns die Jungwinzerin und heißt uns willkommen, lädt uns zur Führung ein, die wir (vorerst) gerne annehmen. Sie weist uns freundlich darauf hin, dass wir uns gerne am Frischwasser bedienen dürfen. Alles entspannt. Gegen halb sieben soll es losgehen, es wird kurz vor sieben. Es knallt immer noch die pralle Sonne runter. Auch der Schatten der Bäume verhilft nur wenig „Abkühlung“. Zwei von dreien brechen (haha, Wortspiel) die Führung ab – ich bleibe mit dabei, höre gerne zu und stelle auch die ein oder andere Frage über organisch produzierten „Bordeaux“. Mit 4,5 Mann stemmt die Familie 38 ha! Ab 25 ha kann eine Familie wohl vollumfänglich davon leben. Wow, ein 24-Std.-Job, den man nur mit Hingabe bewältigen kann. Mit voller Inbrunst und Erklärungen betreten wir das Innere, in dem festlich gedeckte Tische zur Probe einladen inkl. Spuckbecher in der Mitte eines jeden Tisches. Marie (Winzerin) weist darauf hin, dass sie niemanden böse sei, der spuckt, es sei erstens Geschmackssache und zweitens sehr heiß. Ich probiere gerne den zuerst angebotenen Cremant, ich würde es Prosecco oder Blubberwasser nennen (autsch!). Lecker. Der rose ist besonders gut und auch die kleinen Maul voll steigen sofort in den Schädel. Aber auch hier gilt die gute alte Wasserregel: „ein Glas Alkohol, ein Glas Wasser“. Insgesamt werden zehn Verschiedenheiten angeboten. Von den „Roten“ probiere ich jediglich zwei, einen spucke ich davon aus, ist halt einfach nicht meins, höchstens mit Cola gemischt, eiskalt, wie ich es von meinen ehemaligen Kollegen „gelernt“ habe. Grüßle. Die geschenkten Weine verkoche ich meist oder ich bekomme schon gar keinen, da der Schenker mich gut genug kennt*.
Zwischendrin erkundige ich mich bei meinen Männern wie es läuft – ja, läuft noch, mehrfach, oh Mann, wie schade, aber es ist eben wie es ist.
Ich ergattere natürlich die ein oder andere Flasche als Mitbringsel, gehört sich denke ich einfach, wenn man schon für lau übernachten darf.
Die Nacht verläuft ab ca. 23:30 Uhr ruhig. Wir duschen vorher alle drei noch an unserer Außendusche, was für ein Spaß und tolle Erfrischung :-).
Danke für diese vorbildliche Gastfreundschaft!!
Ab ca. 3:30 Uhr stellt sich bei mir ein flaues Gefühl im Magen ein, ich verschone euch mit weiteren Details…

Der Blick in die Weinberge bei Sonnenuntergang aus dem schmiedeeisernen Tor hinaus
Unsere provisorische Dusche an der WoBi-Außenseite

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