Südländische Gelassenheit

Nach all den Wochen ertappe ich mich immer noch dabei „typisch deutsch“ zu sein, zu denken, aber immer weniger danach zu handeln, immerhin…es ist wie mit dem Minimalismus.
Mehr Gelassenheit wagen ist durchaus ein Aspekt über den es sich lohnt nachzudenken. Keine 180-Grad-Wendung. Aber: Probieren geht über Studieren.
In Sachen Gründlichkeit reichen doch bestimmt auch einmal 80 Prozent? Natürlich ist dies eine ganz persönlicher Standpunkt, mein eigener Maßstab. Die „deutschen“ Tugenden, irgendwie wirklich tugendhaft. „Verlässlichkeit“ würde ich niemals vernachlässigen, aber so manchmal ein kleines „laissez faire“, das täte mir schon gut.

Wenn der Garcon in Frankreich den Expresso vergisst, einfach so, dann ist das hier schon fast auch einmal „normal“ – hier steht nicht der Umsatzgedanke im Vordergrund, nicht nur, hier kann man auch mal sitzen und verweilen ohne noch zig andere Getränke konsumieren zu müssen, hier beginnt nicht alles pünktlich wie angekündigt, hier sind fünfe mal grade, immer mit einem Lächeln.
Freundlich nachhaken wegen des Expressos – oder eben nicht, auch gut..

Man hört auch mal ein „merde“ sollte etwas nicht funktionieren, aber das ist immer auf sich selbst gemünzt, nie ist ein anderer gemeint bzw. dessen vermeintlicher Fehler. Beim Autofahren hupt keiner, weil jemand nicht so fährt wie der andere sich das gerade wünscht oder vorstellt. Beim Einkaufen rammt der Einkaufswagen des Hintermannes niemals in meine Hacken, das Kassenpersonal agiert mit einer stoischen Ruhe, da würden bei uns schon Abmahnungen erteilt oder Kündigungen ausgesprochen, da der Kassiervorgang nach Standard xy zu lange dauerte. Mir fällt das auf, momentan stört es mich nicht länger warten zu müssen, ich habe ja Zeit. Was soll ich auch machen?
Des Französischen nicht so mächtig, dass ich mich lauthals bemerkbar machen könnte, stehe ich einfach nur an und sinniere darüber: „Warum ist der Alltag oft von einer großen Hektik bestimmt?“ – in den meisten Fällen hausgemacht, man kann eben nicht aus seiner Haut, ist halt so. Doch: man kann!

Mal sehen wie das so weitergeht – bei mir – mit der südländischen Gelassenheit: darf gerne ein bisschen mehr sein. Ein Expresso bitte, gerne, danke.

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