Un-Sicherheitskontrolle

In den vergangenen zwei Wochen habe ich einige Kontrollen durchlaufen. Ein gebündelter Rückblick in zeitlicher Abfolge (verfasst als Gedächtnis-Protokoll auf der heimischen Couch).

Einfahrt (Tram) nach Frankreich

Mit der Straßenbahn von Kehl am Rhein nach Straßburg (Strasbourg). Kontrolle: Keine.

Besuch des Europa-Parlaments in Strasbourg

Auf meine (auf französisch gestellte Frage) hin, ob ein 7jähriges Kind ohne Ausweis in Begleitung der Eltern hineinkommt, wurde uns freundlich die Türe aufgehalten. Einer von uns hatte einen Personalausweis dabei, der andere einen (anderen ;-)) amtlichen Lichtbild-Ausweis. Dank der Offenherzigkeit vor Ort kamen wir damit weiter.

(Unsere drei Reisepässe lagen hübsch und sicher verräumt am Stellplatz.)

Mit im Gepäck:

  • Mein Schweizer Taschenmesser
  • Ein Essbesteck für unterwegs, ähnlich einem Taschenmesser, zerlegbar in Messer und Gabel. Das Messer darin: Spitz, mit stumpfer Klinge
  • (Eine Flasche Wasser)
  • Mein Notfallset, das zwei Fläschchen mit Flüssigkeiten enthält
  • Am Körper findet der Metalldektor nichts. Der durchleutete Rucksack verzögert das Weiterkommen.

Ich fische unter den scharfen Augen eines entspannten Sicherheitsbeamten, begleitet von einem Kauderwelsch aus Deutsch, Französisch und Englisch, langsam das Taschenmesser heraus. (An das Essbesteck denke ich in diesem Moment nicht.) Das gute Stück – das Messer – wandert routiniert in einen Umschlag, ich bekomme eine Art Abholschein als Durchschlag und den Hinweis, am Ausgang könnte ich es wieder an mich nehmen.

Wir durchwandern das Parlament und, wie versprochen, erhalte ich – mit den zartest-wärmsten Empfehlungen, scharfe und spitze Gegenstände beim nächsten Besuch besser zuhause zu lassen – das Taschenmesser zurück.

Einfahrt (Tram) nach Deutschland

Mit der Straßenbahn von Straßburg (Strasbourg) zurück nach Kehl am Rhein. Kontrolle: Überhaupt. Gar. Keine. Zumindest nicht für uns. Gedanken zur Macht-Demonstration siehe Schwestern-Beitrag.

Einreise (WoBi) nach Frankreich

Nördlich von Kehl am Rhein passieren wir die Grenze nach Westen – es gilt, die Umweltzone Strasbourg zu umfahren. Kontrolle: Sowieso keine, und insofern erst recht: Keine wahrnehmbare. Die Straßenschilder sehen hinter’m Rhein etwas anders aus, das war’s an erkennbarer Grenzübertretung.

Städtetour Paris

Hier gab es mehrere Situationen, keine davon in irgendeiner Weise pulserhöhend. Gelernt aus der Erfahrung im Europa-Parlament nehme ich das Schweizer Taschenmesser aus dem Rucksack und lasse es in der Unterkunft.

Kathedrale Notre Dame

Wir haben einen Termin, jemand schielt auf’s Handy. Security, Metalldetektor, Frau und Kind sind schon mit je 1 Fuß im Gebäude, man hält mich auf. Rucksack öffnen. „Any metal?“ – English, automatisch. Ich antworte en francais: „Je pense que non?!“ – ich glaube nicht. Dennoch, Rucksack auf, man bittet mich.

  • Siegessicher grinsend öffne ich den Rucksack, wohl wissend: Das Taschenmesser liegt zuhause.
  • Allerdings…
  • Das Essbesteck. Überhaupt nimmer dran gedacht. Hgrmpf.

Nach einiger Diskussion: Abgeben und beim Verlassen wieder mitnehmen is‘ nich‘. Non, Monsieur, pas du tout. Entscheidung: Essbesteck hier am Eingang in die Tonne kloppen – im wahrsten Sinne des Wortes! – oder auf den Besuch verzichten. (Im Nachhinein hätte ich das Besteck vorziehen sollen!) Da ich die Familie favorisiere, entsorge ich das Besteck. Sch*** drauf, war glaub‘ eh ein Werbegeschenk.

Eiffelturm (Boden)

Metalldetektor, Rucksack auf’s Band, wird durchleuchtet. Ich grüße den freundlichen Herrn en francais und erhalte ein erstaunlich warmes Lächeln zurück. Schätze, der gute Mann sieht jeden Tag allerhand… Touristen, die sich nicht einmal die Mühe machen, „Hallo!“ in der Landessprache zu erlernen.

  • Que cherchez-vous, je peux assister? – Wonach suchen Sie, kann ich helfen?
  • Ah, non, merci… ob ich vielleicht eine Flasche Rotwein dabeihätte? – Nein.

Man will vermeiden, dass Besucher im Gartenbereich um den Turm herum, bzw. darunter, lustige Picknicks veranstalten. Sei’s drum. Wasserflasche geht durch. (Taschenmesser liegt brav zuhause, gleicher Tag, und das Essbesteck ist Vergangenheit.)

Bootsfahrt auf der Seine

Sicherheits-Kontrolle, Rucksack öffnen. Transferwissen vom Eiffelturm angewandt, frage ich den Security, wonach er suche: Nach einer Flasche Rotwein, vielleicht?

  • Non, non, Monsieur… c’est rien
  • Nein, nein, mein Herr, nichts.

Irgendwie schafft er es, in seiner höflichen Art auf mich zu wirken, als hätte ich –> ihn bei etwas ertappt. Ich denke grinsend an Fight Club und vibrierendes Gepäck: „Wir sagen immer: EIN Dildo, niemals: IHR Dildo“.

Wir betreten das Boot.

Eiffelturm (Ebene 2)

Nächster Tag, gleiche Kontrolle wie am Tag zuvor. Und eine erweiterte, bevor wir den Aufzug erreichen. Kein Messer, kein Essbesteck, kein Wein. Langweilig ;-).

Einreise (WoBi) nach Deutschland

An Saarbrücken vorbei auf der Autobahn, es wird einspurig und die Geschwindigkeit reduziert. Drei (sehr!) junge Polizisten, bewaffnet, aber für mich nicht-so-richtig respekteinflößend. Wir werden durchgewinkt, wie viele vor uns auch, keine Passkontrolle, deutsches Kennzeichen, träges Wohnmobil, Familie mit Kind.

Fazit

Der Schelm in mir hat Ideen, wie man unerlaubte Gegenstände in „kontrollierte“ Bereiche einführen könnte. Keine Ahnung, wozu das dienen sollte. Das Allergie-Set ging immer und überall durch, könnte ich auch immer und überall belegen, insgesamt hat alles geklappt. In Bereichen, die ich für relevant halte – Flughäfen, zum Beispiel – komme ich mit strengeren Maßnahmen klar.

Beim nächsten Mal würde ich die geplanten Besuche vorausschauender angehen und mich entsprechend aus- bzw. abrüsten.

2 thoughts on “Un-Sicherheitskontrolle

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