Leben und leben lassen (Teil 2)
Zu „Laissez faire“ äußerte ich mich bereits. Diese weiteren Eindrücke halte ich für berichtenswert.
Sauberer Platz am Lac De Madine
Ein Freizeit-Gelände am See, Wakeboard-Anlage, Tretboot-Verleih, Wasserspielplatz, ein (überteuertes) Café… vergleichbar mit dem Fränkischen Seenland, nur halt in „cool“.
Wir verbrachten zwei Nächte dort. Etwa in der Mitte von Tag 2 fiel uns auf:
- Es stinkt nicht, es riecht nirgends nach Urin
- Es liegt kein Müll herum
- Hm…
Sollte selbstverständlich sein – ist es aber nicht. Ich kenne ((zu!) viele) Plätze, da muffelt es an allen Ecken und Enden, weil ((zu?) viele) Gäste den Weg zum WC vermeiden.
Hier scheint es so zu sein:
- Wer (mit dem Wohnmobil o.ä.) campt, nutzt das eigene WC oder geht brav auf das beschilderte Örtchen in Richtung Café; und:
- Müll – den letztlich jeder (!) selbst (!) mitbringt -, wird von jedem selbst entsorgt
So gehört sich das, so mag ich das, so funktioniert das Miteinander auch für Gäste, die nach mir kommen. Und auch für mich, falls ich wiederkomme, denn dann bin ich einer derjenigen, der andere vor sich hatte. (Aufmerksamer Leser, der Du hier einen (Zirkel-) Bezug erkennst: Recht haste.)
Laissez faire pour les animaux – Tiere leben lassen
Fahrrad-Tour um den See herum. Gegen Mittag auf halber Strecke: Ein Gotteshaus. In Frankreich sind diese meist geöffnet (Warum geht das in FR und in D nicht, die Götter sind identisch?), also Blick gewagt.
Beim Verlassen ein zunächst (mich) verwirrendes Bild: Aus welchem Grund hängt auf ca. 2.20m Höhe ein Pappkarton auf zwei Holzleisten? Die (1) im Bild wird erklärt durch die (2) im Bild.

Ein Kaff am Lac De Madine, das keiner kennt; mit einer Kapelle ohne geopolitische Bedeutung. Dort finde ich ein solches Schmuckstück. Leben und leben lassen gilt wohl auch für Tiere. Charmant.
Baguette um 9:30
Dünn ohne Erläuterung, ich seh’s ein. Deshalb:
Bereits auf dem Heimweg und mangels Versorgung vor Ort beschließen wir, uns unterwegs mit dem Petit dejeuner – dem „Kleinen Mittagessen“ = Frühstück – einzudecken. Wir fahren los. Zwei Orte weiter ein Schild, ein Café/Restaurant. Parken. Ich steige aus.
Ein Fenster des Ladens ist offen. Die Türe zu, verstellt mit einem Kundenfänger als Schild, was es alles Leckeres geben wird: Ab 10 Uhr. Leicht enttäuscht nach dem Blick auf die Uhr wende ich mich ab und will fast schon wieder gehen. Eine Bewegung im Inneren lässt mich zögern.
- „Bonjour, Monsieur! Je peux aider?“ – Guten Tag, mein Herr, kann ich helfen?
- Nunja, ich wollte Frühstück holen. Croissant, Baguette, etwas in der Richtung…
- Wir öffnen erst um 10. Hm…
- Nur zum Mitnehmen? Ich versuch’s.
- Un moment…
- Geraune im hinteren Bereich. Er bietet mir Baguette an, Croissant haben sie nicht.
- Zwei Stücke für zwei Euro. Kleine Baguettes, oder längere Brötchen
- Trés chaud – sehr warm, warnt er mich. Also: Frisch, die Backwaren
Gerne gebe ich zwei Euro und nehme die duftenden, warmen Weißbrot-Stängelchen entgegen.
Wie wäre es in der fränkischen Heimat gelaufen? Sehr wahrscheinlich weniger erfolgreich. Angeraunzt, das Schild zu lesen, und überhaupt… Glücklich setzen wir unsere Reise fort.
Freizeitcamper und Seltenheitsblogger
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