Paris – was für ein Akt ;) – in dreieinhalb Tagen

Schon lange freuen wir uns auf diesen Urlaub – im letzten Jahr noch hat sich der Kurze geäußert, dass er zum Eiffelturm möchte; wer möchte das nicht?! Wir waren zuletzt in Paris vor über 20 Jahren. Wir sind schon gespannt, was uns diesmal erwartet. Die Hauptstadt von Frankreich ist zumal die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Im letzten Jahr haben wir sie aufgrund der Olympischen Spiele weitläufig umfahren.
Wie verbindet man einen Campingurlaub mit einem Städtetrip? Zumal wir ja nicht die erforderliche Farbe der Umweltplakette, der Crit`air vorweisen können. Gebucht haben wir für sechs Nächte einen Stellplatz nahe von Disney Land. Von diesem können wir mit Bus und Bahn Paris erreichen. Also packen wir zwei Taschen und einen Rucksack, buchen bei booking.com ein Zimmer im Osten von Paris und machen uns morgens um halb neun auf. Es ist Dienstag.
Mit uns fahren einige Mitcamper Richtung Disney Land, andere machen sich auch auf nach Paris, allerdings nur für einen Tag. Etwas rumpelig ist die Fahrt bis zum Zug, ab da ist alles entspannt – naja, bis auf den Kauf des Tickets. Also auch dieser ist entspannt bis wir feststellen, dass die gute Dame am Schalter uns vier anstatt drei Karten verkauft hat. Es handelt sich hierbei um Tickets, die von Montag bis Sonntag pauschal für alle fünf Zonen gelten. Für sage und schreibe EUR 31,10/Person + EUR 5,00/Kartenpfand (die Karte ist wieder aufladbar). Dieses Ticket ist personalisiert, wir sollen unterschreiben und ein Passfoto darauf anbringen (das Feld ist allerdings ca. 3×3 cm groß). Motiviert gehen wir in den Schnellfoto-Fix-Stand – einen dieser, in denen wir früher immer Freundes-Schnappschüsse gemacht haben :-), die Qualität der Bilder ist so lala, die Größe unpassend, viiiiiel zu groß. Pro Bild EUR 3,00. Wir entschließen uns es zu riskieren; die Bilder tragen wir einfach extra mit.
Die Dame am Schalter wollte das eine Ticket zuviel nicht zurück nehmen, aber das ist eine andere Geschichte…
Gegen frühen Mittag kommen wir an. Unser Zimmer können wir am frühen Nachmittag beziehen. Deshalb entschließen wir uns nach La Défense zu fahren, mit Kind und Kegel (Taschen).



Zu dieser Zeit ist es noch „ruhig“, das sollte sich bis zur Mittagszeit ändern. Wir frühstücken und lassen uns ein bisschen mit treiben…dann machen wir uns auf, mit der Metro zur Station Porte de Bagnolet, Taschen abschmeißen, kurze Siesta halten bevor es wieder los geht. Wir sind ja nicht nur zum Spaß hier*.
Ganz in der Nähe von unserer Homebase befindet sich der Friedhof Père Lachaise. Hier laufen wir gemütlich hin.


Das Grab vom 1971 verstorbenen Jim Morrison von The Doors ist nach wie vor ein Wallfahrtsort – mittlerweile umzäunt und in meinen Augen mit teils Kitschigem „geschmückt“. In den Mülleimern liegen viele Alkoholdosen und man kann „The End“ hören, das ein „Wallfahrer“ ungeachtet aller anderen Besucher von seinem smarten Gerät abspielen lässt. Ich finde es ein wenig lächerlich, ist der ungeklärte Tod des Frontmannes von The Doors doch schon über 50 Jahre her. Ich lese später in Wikipedia über sein bewegtes Leben…nach wie vor eine Kultfigur. RIP.
Wir möchten uns noch ein wenig ab von den großen Sehenswürdigkeiten umsehen und fahren zum Place de la République – ein geschichtsträchtiger Platz von immenser Größe und oft Platz von Demos. Wir steigen aus der Metro empor und siehe da, tatsächlich, zufällig eine Demo, wenn ich das richtig greifen kann pro-Palästinensisch.


Es wird friedlich und laut skandiert – wir fühlen uns zu jeder Zeit wohl, wirkt ganz normal – für uns ein wenig befremdlich, dass das Monument bestiegen wird ohne dass jemand einschreitet. Vollgeschmiert ist es auch, schade für so ein „wichtiges“ Monument. Es ist schließlich die Statue der Republik.
Wir sind hungrig und beschließen am Canal Saint Martin zu essen. Es ist ein lauer Abend, die Plätze am Canal sind besetzt, so dinieren wir im Restaurant. Wie es sich gehört lassen wir uns einen Platz zuweisen. Was für ein Gaumenschmaus – es gibt auch in diesem gediegeneren Etablissement ein Kindermenu, es ist eben normal mit Kindern essen zu gehen [überhaupt wird immer an die Kinder gedacht].

Nach dem Essen flanieren wir gemütlich zurück und gehen müde, aber glücklich zu Bett…morgen geht`s schließlich weiter…

Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf Richtung Basilika Sacré-Cœur.


Wir haben für mittags ein Ticket für Notre Dame gebucht – wir spazieren durch Montmatre, essen einen Crêpe – weiter Richtung Moulin Rouge (wollten wir dann doch mal von außen ansehen).

Den gleichnamigen Film habe ich bis jetzt tatsächlich noch nicht gesehen, muss ich mal nachholen bei Gelegenheit. Nun aber weiter zu unserem Date – der Besucht der Kathedrale Notre Dame, die nach dem Brand wieder zugänglich ist für Besucher. Vorweggenommen – was für eine Enttäuschung. Hier wird man durchgeschleust und gefilzt, Wahnsinn! Hat mit Anmut und Muse in einem Gotteshaus NICHTS, aber auch gar nichts zu tun. Wir verbleiben ein paar Minuten fast schon entsetzt im Hauptschiff der Kathedrale bevor wir enttäuscht wieder rausgehen. Das mit der Reservierung hat allerding gut geklappt. Die Schlange war kürzer als die ohne „Ticket“.



Jetzt ist uns nach einer Pause, es ist ein ziemlich warmer Tag und wir sind schon ganz schön rumgekommen. Auf zum Jardin de Luxembourg – hier soll es sehr schön sein, v. a. für Kinder.


Ein wunderbarer Park, überall laden Stühle zum Rasten ein. Die Anlage scheint riesig zu sein – wir ruhen ein wenig bevor es weitergeht. Am Ausgang noch ein schneller Café, wir wollen mit dem Bus Richtung Eiffelturm fahren.

Wir waren ja schon einmal hier vor über 20 Jahren – das Wahrzeichen der Stadt ist buchstäblich abgeriegelt, früher konnte man hier flanieren, staunen und genießen – heute gleicht es einem Fort Knox mit Taschenkontrolle bevor man in den kontrollierten Bereich eintreten darf. Wir entschließen uns heute reinzugehen, für morgen haben wir noch ein Date, um 22:00 Uhr – auf der zweiten Plattform. Es ist schon ein beeindruckendes Monument, wow. Trotz vieler Menschen gelingt es uns die Zeit vor Ort zu genießen – und nehmen gerne eine Sitzbank im vom Eiffelturm geschenkten Schatten…wir prägen eine Gedenkmünze für die Schatzkiste zu Hause und verlassen nach einiger Zeit das abgeschottete Gelände unter dem Turm. Hier werden wir erneut von den Ramschverkäufern heimgesucht, die hier überall lauern und lungern, ist das nervig!!

Noch nicht genug für heute…kurzerhand machen wir noch eine Seine-Bootstour, wir legen um 17:30 Uhr ab – eine einstündige Tour mit Massen an anderen Menschen…ja, kann man mal machen – hier hat mir allerdings die nächtliche Spreefahrt in Berlin besser getaugt. Ich merke sowieso, dass diese Massen an Menschen mir „eigentlich“ zu viel sind, auch wenn wirklich die allermeisten umsichtig sind und v. a. die Pariser weit weg vom Massentourismus sehr zuvorkommend, freundlich und aufgeschlossen uns gegenüber sind, echte „Weltenbürger“.




Tag 2 neigt sich dem Ende zu – mal sehen, was der dritte Tag bringen mag.
Der bringt uns ins „Atelier des Lumières“, ich habe das zufällig im Reiseführer gelesen, ein mini Abschnitt und mich erinnert an eine Szene aus „Emily in Paris“…ein wenig unsicher waren die Männer schon als ich ihnen gesagt hatte, dass wir den Tag in einem Museum beginnen. Zunächst jedoch ein petit dejeuner auf die Hand bitte:

Dann geht es los, wir sind die ersten um 10:00 Uhr – magisch, die Inszenierung von „Le Petite Prince“.



Wunderschön inszeniert, tolle musikalische Untermalung (den Link zum Downloaden für einen Streamingdienst bzw. Musikdienst gibt es im Foyer) – mal was ganz was anderes. Mein Mann ist selten geflasht, aber hier war er es. Toll, absolut zu empfehlen! Aufenthalt ca. 1 bis 1,5 Stunden lohnen sich allemal.
Danach machen wir uns auf zum Louvre, wenigstens von außen wollen wir die berühmte Pyramide ansehen.

Im neuen Metro-Stations-Bereich sind Massen an Touristen, die sich einreihen, Wartezeit trotz Ticket mit Zeitangabe ca. 45 Minuten (auf Nachfragen), wow, wie riesig das hier ist, kann man gut und gerne den ganzen Tag verbringen. Wir hatten gar nicht vor hier reinzugehen, das macht auch keinen Sinn mit Kind. Und die Mona Lisa habe ich schon oft gesehen in Clips und auf Bildern. Wir laufen Richtung Place de la Concorde – auf dem Weg nehmen wir im Park ein Mini Mittagessen ein, einen schlechten Salat mit Tütendressing, Nudeln und französischen Pfannkuchen fürs Kind, Massenabfertigung, schlimm, bei der sonst so guten französischen Küche…naja, ist halt Massentourismus!! Schlimm. Heiß ist es heute, über 30 Grad. Und das in der riesigen Stadt, puh. Am Place de la Concorde angekommen sehe ich ein Velo-Taxi, auf zum Arche de Triomphe…by bike*.

Eine sehr nette Tour für EUR 12,00, ein noch netterer Guide, der uns durch die Straßen bringt, ab und zu kann einem Himmelangst werden, aber er macht das nicht zum ersten Mal. So haben wir die Champs Élysées nur im Vorbeifahren gesehen, aber auch nichts verpasst, was ich so aus dem Reiseführer entnommen habe, ist es ein rechter Ausverkauf dort. Ob der hohen Preise können sich nur noch viele Ladenketten dort einmieten…nichts, was man nicht auch überall anders auf der Welt finden könnte. Von den für uns unbezahlbaren Läden mal abgesehen.


Am Nachmittag wollen wir die Pariser Abwasserkanäle besuchen – den Ort, an dem buchstäblich die Sch*** und anderes Schwarz- und Grauwasser entlang fließt. Sehr interessant, wirklich, auch wenn der Geruch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Aber irgendjemand hat mal gesagt Säugetiere seien unpraktisch (hihi), und schließlich müssen oder sollten wir alle (mehrmals) täglich das stille Örtchen aufsuchen.
Jetzt heißt es aber zurück zur Homebase, Nachmittagsruhe, schließlich haben wir noch etwas vor – noch einmal ab zum Eiffelturm, natürlich mit der Metro…wir machen uns auf in Bellevue zu Abend zu essen, bevor wir zum Eiffelturm fahren.

Um kurz nach 22:00 Uhr fahren wir mit dem Aufzug zur zweiten Plattform (ganz nach oben dürfen wohl nur Erwachsene); natürlich haben wir uns vorab wieder filzen lassen.
Von wegen abends ist bestimmt weniger los, vergiss es, wie die Sardinen in der Büchse lassen wir uns hochfahren. Aber es lohnt sich!! Die Sicht ist trotz Diesigkeit atemberaubend!!!!! Wir genießen den Moment, zahlen sogar für drei Getränke EUR 18,00 – das macht man nur einmal.




Das nenne ich einen gelungenen Abschluss wunderbar anstrengender Tage…es dauert alles überhaupt zu verdauen, wir haben mehr gesehen als wir uns vorgenommen hatten. Mit Kind hier drei Tage fast Non-Stop – wir sind stolz auf unseren Zweibeiner – aber wir haben ihm auch den Wunsch erfüllt mal den Eiffelturm zu besuchen…mit uns.
Der Heimweg wird mühsam, wir sind alle „durch“, noch ein schneller Crêpe auf dem Heimweg, es ist schon sehr spät, kurz vor Mitternacht. Eigentlich ist das jetzt nichts mehr für ein Kind – trubeliges Treiben an der Seine, dem Trocadéro und auch die Metro platzt mal wieder fast aus allen Nähten…die Heimfahrt zieht sich. Es ist nach wie vor sehr warm…morgen geht es zurück zu unseres WoBi auf dem Campingplatz nahe Disney Land…
Fazit:
Paris ist nicht nur der Eiffelturm, sondern viel mehr…eine pulsierende Stadt, die nie zur Ruhe kommt – hier wird gelebt und leben gelassen und wir haben fast nur Menschen getroffen, die trotz der Hektik dieser Metropole sympathisch menschliche Züge zeigen, offen sind, fragen, ob man Hilfe braucht, sich entschuldigen und dabei auch in die Augen schauen, wenn sie aus der Metro aussteigen wollen oder dich anderweitig aus Versehen „anrempeln“.
Trotzdem ist es anders als vor über 20 Jahren. Der Zahn der Zeit und die scheinbar andere Bedrohungslage haben die Stadt in meinen Augen sehr verändert. Kontrollen fast überall, bewaffnete Gendarmerie und Soldaten, die sich leise und unaufdringlich, scheinbar normal in den Alltag integrieren – allerdings nur an den Hotspots. Diese haben wir alle besucht – das reicht nun auch für mich in diesem Leben.
Mehr „gegeben“ haben mir persönlich allerdings die Begegnungen in den Außenbezirken, bei den ganz normalen Parisern, weg vom Massentourismus, weg vom billigen Ramsch, der einem an jeder Ecke feilgeboten wird…Was aber für immer bleibt, sind die vielen Eindrücke einer Weltmetropole und der leise Gedanke, der sich bei mir einschleicht, das zweite und auch letzte Mal hier gewesen zu sein…
Au revoir, Paris!
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