Wagenheber statt Auffahrkeil

… oder auch: Ein weiterer Selbstversuch

Welcher Wohnmobilist kennt sie nicht, die alte Leier: Ankunft am Stellplatz. Blickrichtung, Sonnenstand, Windrichtung und Ausblick sollen *PERFEKT* sein, wenn man länger (z.B. eine Nacht) steht, parkt, wohnt, kocht, abspült und schläft. Und dann ist da noch die Sache mit dem Untergrund, der in aller Regel alles andere als eben ist.

Keile in diversen Größen

Am Markt gibt es reichlich, von günstig = ca. 20,-€ bis gehoben im Bereich knapp unter 100,-€ das Paar – was meiner persönlichen Schmerzgrenze für zwei Kunststoff-Teile empfindlich nahe kommt. Nach der Anreise kommt man also mehr oder minder entspannt am Stellplatz an. Mehr oder minder geduldig rangiert der (!) Fahrer und bemüht sich, den wechselnden bis gelegentlich schwammig formulierten Anweisungen des Bodenpersonals 😉 zumindest ansatzweise nachzukommen (und dabei ruhig zu bleiben). Schließlich steht das WoBi vermeintlich richtig auf den Keilen, alles waagrecht, man könnte eine Wasserwaage daran eichen – um dann, Gang eingelegt und Handbremse bis zum Anschlag gezogen, doch noch um 3cm zurückzurollen.

Über die Ermittlung der Neigung per Lot sowie das Auffahren auf hochpreisige Stufenkeile habe ich mich bereits ausgelassen, insofern sei mit dem abschließenden Verweis auf diese Ansätze genug geschrieben.

Eine Schnapsidee kam mir im Gespräch mit einem mir sehr nahestehenden, technisch affinen Menschen, dem ich vergangenen Herbst mein Leid klagte. Wie wär’s mit…

Senkrecht anheben

statt immer wieder schräg auffahren? Munter drauflos bestelle ich beim Online-Versandhändler meines geringsten Misstrauens:

Der Test vor der heimischen Haustür sieht vielversprechend aus. In der Beifahrertür ist ausreichend Platz für den Wagenheber samt Hebel, verzinkten Adapter und Unterlegplatte. Los geht’s!

Vor Ort montiert gibt sich folgendes Bild; den Wagenheber stelle ich dort unter, wo ich nach bestem Wissen den Aufnahmepunkt für einen Reifenwechsel vermute.

Bild: Wagenheber zum Ausrichten
5t-Wagenheber an der Aufnahme vorne rechts zum Niveauausgleich

Fahrzeuggewicht: 3,5t. Stempelwagenheber stemmt laut Hersteller: 5t. Theoretisch muss er 1/4 des Fahrzeuggewichts tragen. Zu schwach auslegen wollte ich das gute Stück lieber nicht aus Angst vor eigendynamischem Verhalten, vertikal abwärts gerichtet, sprich: Er senkt sich innerhalb kurzer Zeit, weil an der falschen Stelle gespart.

Handhabung

Einfach. Phantastisch. Beides.

  • Schraube des Stempels ein wenig aufdrehen
  • Pumpen
  • Auf Reaktion des sich im Fahrzeug aufhaltenden Bodenpersonals warten (beim ersten Mal nutzten wir die Spüle im Fahrzeug als zusätzlichen Benchmark zur ohnehin recht exakten zweibeinigen Wasserwaage)
  • Aufhören zu Pumpen
  • Zu hoch? Nagut, dann lassen wir behutsam 2cm ab
  • Perfekt!
  • Der Vorderreifen hat sich leicht vom Boden (und dem Auffahrkeil) gelöst und dabei noch immer sanften Kontakt. Damit ist die vordere Achse horizontal ebenfalls stabil

Abbau, Rückbau, Demontage:

  • Mitfahrer warnen
  • Schraube vorsichtig öffnen
  • Absenkvorgang abwarten
  • 1x kurz einsteigen, um zwischen den Stempel und das Auto 2-3cm Luft zu bekommen – sonst klemmt der Wagenheber zwischen WoBi und Boden fest
  • Einpacken

Der Aufwand ist mit dem für Keile vergleichbar.

Erstes Fazit nach fünf Tagen Standzeit: Der Stempel hat sich nicht gesenkt. Ich bestelle direkt einen zweiten für vorne-links.

2 thoughts on “Wagenheber statt Auffahrkeil

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