Den Fluss hinauf gepaddelt
Jeder Campingplatz ist auf seine Weise individuell. Dieser hier besticht durch seine Betreiber und deren Freund:/Innen – es gibt zwar auf Nachfrage im Restaurant an zwei Abenden 2x nichts zu essen (1x Grillen, man hätte vorher reservieren müssen, und 1x, weil’s regnet ;-)), dafür schlechtes Varieté einer selbsternannten Künstlerin (die im Tagesgeschäft herumsteht wie Falschgeld), bei deren Auftritt nach 20 Minuten Darbietungsdauer immer noch keiner der zwangsverpflichteten Grillgäste lacht; zum Glück kann ich das Spektakel von außerhalb betrachten bzw. fernbleiben [was für ein Nebensatz] -, eine Terrasse mit Blick auf den Fluss, und: Boote.
Location Canoe, Verleih von Paddelbooten. Für pauschal 7,- € pro Person gibt es ein Boot, Paddel, Tonne für trockene Tücher und Schwimmweste. Zwei von drei sind motiviert. Nachmittags klart es auf. Wir werden etwas chaotisch, aber fürsorglich zu Wasser gelassen und mit Reisetipps versehen. Es geht ca. 2 km L’Auvézère hinauf. Das Wasser ist bräunlich und warm genug zum Baden (gestern schwammen wir am Wehr). Gegen sanfte Strömung, unter und zwischen vom Ufer in den Fluss hineinragenden Bäumen und bemoosten Felsen paddeln wir gemächlich flussaufwärts.
Es ist ruhig, wir sind allein. Gelegentlich gilt es einem umgestürzten Baum oder Felsen auszuweichen. An zwei Stellen ziehe ich Boot, Gepäck und Leichmatrose über Flachwasser und Kies – die Verleiherin hat’s ausdrücklich erlaubt. An einer Brücke sollen wir umdrehen. Es beginnt zu nieseln. Jemand möchte wenden, na gut, wir haben zwei leichte „Stromschnellen“ passiert, die auf dem Rückweg spaßige Abwechslung versprechen.
Wieder am Wehr angekommen holen wir Schwung, um den halben Meter Höhenunterschied rutschend zu überbrücken – ebenfalls ein Tipp der Verleiherin. Der Puls steigt, beim hinten sitzenden Verantwortlichen wie beim frontal auf die Kante zusteuernden Copiloten. Kichernd-rutschend landen wir trocken im Tosbecken (etwas übertrieben dieses Wort hier, es töselt mehr, als es tost). Ca. 200 m den Fluss hinab steht unser WoBi. Wir paddeln hin und machen uns bemerkbar.
Nachdem die Aufnahmen für die dauerhafte digitale Erinnerung abgeschlossen sind, bringen wir das Boot das kurze Stück flussaufwärts zur Start- und Zielstation. Paddel, Tonne und Schwimmwesten werden verräumt. Essen werden wir im WoBi (müssen, denn hier gibt’s heute nix, siehe oben). Eine warme Dusche tut gut – besonders dem Zweibeiner, der es gemäß nachträglicher eigener Aussage unterwegs nicht zugeben wollte, damit wir weiterfahren.
Insgesamt ein gelungener Kurztripp durch die Natur, mit einer Dauer von 1,5 Stunden angemessen und völlig ausreichend zum fairen Preis. So kam jeder auf seine Kosten.
Freizeitcamper und Seltenheitsblogger