Happy Hippo(drome)?
Alle Wege führen nach Rom, manchmal sind es die Umstände, die einen an Orte führen, die man ansonsten wohl nie besucht hätte. Heute sind wir nach Pompadour gefahren. Klingelt da was? Ja, Madame Pompadour fällt einem da ein, die war hier wohl auch, im Chateau de Pompadour. Manch einer behauptet hier, ich sei Nachfahre dieser*.
Und warum Pompadour? Wegen eines gebrochenen Auspuffs; der ADAC hat uns an die hiesige Werkstatt verwiesen; diese hat heute jedoch wegen des Feiertags geschlossen – also quartieren wir uns im Nachbarort Campingplatz*** ein. Wir haben den letzten Platz ergattert. Was für ein angenehmer Zeitgenosse, dieser „Chef“ auf dem Platz, gleich auf Anhieb sympathisch.
Mit meinen winzigen Brocken Französisch, dann aber auf Englisch parlieren wir beim Check-in-Vorgang – er macht mich auf die heutige Veranstaltung im Hippodrom von Pompadour aufmerksam, ein Pferderennen, das um 14 Uhr beginnen soll. Ich berichte den Männern davon, wir beschließen dorthin zu radeln – haben sonst erst einmal keine weiteren Pläne, den Poolbesuch hatten die beiden bereits hinter sich.
Einen steilen Anstieg hinter uns, parken wir direkt mit unseren Rädern hinter der Absperrung (auch die Staatspolizei ist hier vor Ort und inspiziert u. a. die Autos), die netten Einweiser vor Ort zeigen uns einen passenden Platz am Holzzaun.
Ganz unvoreingenommen betreten wir diese riesige „Arena“. Hier tummelt sich alles, was Rang und (k)einen Namen hat. Mal „besser“ gekleidet, mal wie wir, sommerlich gepflegt. Ich kenne so etwas bis jetzt nur von „Pretty Woman“, wo Julia Roberts im braun-weiß gepunkteten Kleid barfuß für Furore sorgt* (oder waren sie und Richard Gere nur beim Polo?). So ist es hier nicht, hier ist es ein normaler Rummel mit ganz normalen Leuten.
Das erste Rennen scheint zu laufen, Kinder als Jockeys mit aufgeregten Eltern drumherum. Wir tummeln uns mit an der weißen Plastikbalustrade und gucken unseren ersten Rennen des Lebens zu. Nach dem Studium des Programms sind wir auch nicht schlauer, wetten einfach mal so mal mit.
Die Rennen laufen immer nach dem gleichen Schema ab:
– Pferde werden vorgestellt
– Die Jockeys steigen auf die Pferde und laufen gemeinsam noch weitere sog. „Vorstellungsrunden“ – die, die wetten und die einfach Interessierten können sich dies anschauen
– ewig Wichtige im Möchtegern-Super-Outfit und Walkie Talkie laufen hin und her
– Pferd und Jockey begeben sich ins Hippodrom und werden wohl über die Lautsprecher vorgestellt (auf Französisch versteht sich – ich bekomme nur Wortfetzen mit)
– Klingel ertönt
– Das Rennen beginnt (wohl)
– Irgendwann sausen Pferd und Reiter an einem vorüber
– In der vermeintlich letzten Runde schlägt der Jockey mit der Gerte auf sein Pferd ein, um noch einmal alles raus zu holen – das Pubilikum jubiliert und feuert an – mir läuft hier nur ein kalter Schauer über den Rücken/ich werde bei sowas immer sensibler, könnte heulen, weil es nur schrecklich ist (in meinen Augen).
Es scheint hier keinerlei Symbiose zwischen Jockey und Pferd zu geben, zig andere bereiten die Pferde vor und nehmen sie nach dem Rennen auch wieder in Empfang. Auf mich wirkt es wie ein „dreckiges“ Schauspiel – es geht um Gewinn und Prämie und nur ein Sieg zählt. Die Eigentümer heuern Jockeys an, die die Rennpferde zur Bestleistung „benutzen“ sollen. Warum reiten diese nicht selbst? Wirkt auf mich Möchte-Gern-Schicki-Micki, wie im Film.
Fazit für mich: jetzt habe ich das mal durch Zufall miterlebt. Es geht ums reine Wetten, wir haben gesehen, dass ein Rennen bis zu EUR 57.000 Preisgeld bot – aufgeteilt auf die ersten drei Plätze oder so, ganz den Durchblick haben wir nicht bekommen. Ist aber auch egal, denn ich werde kein Hippodrom mehr besuchen. Die Pferde sehen teilweise ausgemergelt aus, ja, ist auch auch Rennsport, ein Triathlelt ist auch „dünn“, athletisch…Es ist und bleibt ein Glücksspiel auf Kosten der Tiere. Die Eigentümer der Tiere sind Geldgeber, Mäzene, einfach nur Luden? Irgendwie sowas – ich habe keine Lust mich evtl. eines Besseren belehren zu lassen oder dass mir jemand sagt wie gut es den Tieren doch ginge…
…denn eines ist klar: da bringen mich keine zehn Pferde mehr hin – im wahrsten Sinne des Wortes.
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