Mehr Respekt für unser Wasser

Bild: Wasser ist kostbar

Der Strom kommt aus der Steckdose. Und das Wasser aus dem Hahn in der Wand. So gehen wir durch den Alltag, es ist selbstverständlich, man hat schließlich andere Aufgaben.

Ich möchte mit diesen Zeilen das Bewusstsein schärfen für ein hohes Gut. Möglich, dass ein wenig Meinungsmache mitschwingt. Auslöser sind Erlebnisse während unserer Reise durch Regionen in Deutschland, Frankreich und Spanien.

Bild: Spanischer Gulli-Deckel
Ein Deckel im Baskenland

An jedem (!) Platz, den wir aufsuchten, habe ich das Leitungswasser gekostet. Ein kleiner Schluck, einmalige Stichprobe, keinerlei statistische Sicherheit, Momentaufnahme.

Frankreich

Vielerorts sehen wir Wassertürme und umzäunte Anlagen, die für frisches Wasser zuständig sind.

  • Normandie und Bretagne: Trinkbar. Ein leichter Geruch und Geschmack nach Aufbereitungsmitteln schwingt mit. Zum Kaffeekochen OK, der Familie würde ich es „roh“ servieren.
  • Gegend um die Loire: Beimengungen stärker erkennbar. Ungekocht lieber nicht in Hektolitern konsumieren. Wir kaufen pfandfreie Plastikflaschen in Gebinden von 1,5 oder 2 oder 5 oder 8 l für kleines Geld. Die leeren Flaschen und Kanister wandern in den „Gelben Sack“.
  • Südwesten, Pyrenäen/Atlantik: Das Wasser ist gut. Kühl, wie es sein soll, bedenkenlos genießbar.
Bild: Handtuch am Strand
Das Handtuch der DWA aus RPET am Strand

Dazu passend: Wir führen im Handgepäck/Tagesrucksack stets ein kleines Handtuch mit, fast Microfaser. Es besteht aus RPET, recycelten PET-Flaschen. Danke, DWA!

Bild: Bucht La Concha
Karte mit Bucht La Concha

Spanien

  • Südosten, Mittelmeer, zwischen Barcelona und Valencia: Es riecht nach Chemie. Finger weg. Sogar den Kaffee kochen wir mit Wasser aus dem 5-l-Kanister des Supermarkts.
  • Nordwesten, Pyrenäen/Atlantik: Ein Traum. Ich tippe auf Gebirgswasser. Unfiltriert und frei von Zusätzen, optimal geschmacksneutral.

Im Ausland stoße ich generell unregelmäßig auf Schilder: Trinkwasser. Oder Kein Trinkwasser. Aqua potable oder Aqua non potable. Manchmal ist ein Hinweis angebracht, manchmal nicht. Hm. Dahoam greift die Regel: Solange nix dabeisteht, ist es trinkbar. Andernorts kann das so sein, muss aber nicht. Gesunde Vorsicht, ohne panisch zu werden. Probiert wird trotzdem.

Deutschland

Trinkwasser genügt hohen Anforderungen. Es soll farblos, geruchlos und geschmacklich neutral sein. Wir können es – unabhängig von der Region – direkt trinken, ohne weitere Aufbereitungsschritte zu unternehmen. Kochen, essen, mischen, Zubereitung von Säuglingsnahrung: All das ist möglich.

Wir beseitigen mit einem Lebensmittel unsere Exkremente und waschen unsere Wäsche, gießen die Lieblings-Pflänzchen und polieren den Pkw auf Hochglanz.

Entsorgung ist eine Kulturleistung. Längst nicht alle Länder der Welt verfügen über diesen Luxus. Manche kacken sprichwörtlich in den Hinterhof – mit allen Konsequenzen. Noch vor wenigen Jahrhunderten trug man bei uns hohe Stiefel, um dem Unrat auf der Straße oder dem, sofern vorhanden, Trottoir gegenüber gewappnet zu sein. Unsere Kanalisation sorgt (mit anderen Maßnahmen) dafür, dass wir hässliche Krankheiten im Mittelalter loswurden. Der Streik der Müllabfuhr in Neapel vor ca. 20 Jahren rief Gefahren auf den Plan, die wir längst aus dem Sprachgebrauch verbannt hatten.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass bei uns die Trinkwasserversorgung UND die Abwasserentsorgung als kritische Infrastruktur eingestuft werden:

https://www.openkritis.de/it-sicherheitsgesetz/sektor_wasser.html

Klar wäre bei einem Ausfall aus welchen Gründen auch immer (Versagen, Terror, Cyber-Angriff) an erster Stelle die Bereitstellung von Trinkwasser die wichtigste Aufgabe. Allerdings hilft diese Verfügbarkeit nur begrenzt, denn: Was, wenn wir unser Abwasser nicht mehr loswerden können? Die Toilettenspülung nicht benutzbar, die Kanäle quellen über?

Aus meiner Sicht gehören Ver- und Entsorgung eng zusammen. Führt man diese Betrachtung nicht zu Ende, so landet man bei der ergebnislosen Diskussion um den „Atommüll“: Wohin damit? Das ist wie ein Flugzeug zu bauen, es in die Luft zu bringen und sich erst dann Gedanken über die Landung zu machen. Ups, wir haben vergessen, ein Fahrwerk einzubauen.

Bei uns sorgt das DIN (manchmal aus-Beuth-erisch) dafür, dass die Glühbirne in die Fassung passt. Im Bauwesen sind DIN und DIBt vorne dabei. Die Verbände, die sich um Erhalt, Pflege und Ausbau der Wassernetze und Kanalisation kümmern, sind:

Marode Brücken nimmt die Bevölkerung wahr durch Umleitungen und langjährige Baustellen; Schlaglöcher im Asphalt und tiefergelegte Gullideckel erinnern uns an fehlende Gelder: Der Investitionsstau ist sichtbar. Anders bei Wasser und Abwasser, die unterirdische Infrastruktur sieht man nicht. Seit Jahren gibt der Durchschnits-Deutsche täglich mehr Geld für Smartphone, Internet, Telekommunikation aus als für das lebensnotwendige Wasser.

Lieber Leser, der Du bis hierher durchgehalten hast: Denk‘ daran, wenn Du Dir das nächste Mal ein vollwertiges Lebensmittel aus dem Wasserhahn zapfst. Wohl bekomm’s!


Als Wohmobilisten sind wir für Ver- und Entsorgung zuständig. Das weckt die Wahrnehmung für die Bedeutung sauberen Trinkwassers. Wenn ich – leider viel zu oft! – sehe, wie jemand mit dem Frischwasserschlauch die Toiletten-Kassette ausspritzt, erhöht sich mein Puls und ich äußere mich verbal in irgendeiner Sprache, zur Not „mit Händen und Füßen“. Wenn ich es nicht sehe, halte ich bei Verdacht oder Option auf Verunreinigung ein Snüffelstück zwischen Schlauch und Tankeinlass am WoBi oder suche eine andere Wasserstelle auf.


NACHTRAG am 23. Juli: Aus 5l- oder 8l-Kanistern (Plastik!) füllten wir das Trinkwasser in Spanien um in 1,5l-Flaschen für den Tagesbedarf und Ausflüge.

Das Leitungswasser in D ist ein Geschenk!

Bild: Wasser umfüllen
Trinkwasser von 8l in handhabbare Gebinde umfüllen

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