Mit den Öffis entspannt in die Stadt
Wir fahren mit dem Linienbus von Stellplatz nach Donostia / San Sebastian Innenstadt. Ca. 30 Haltestellen ab Startpunkt = Endhaltestelle Campingplatz (oranger Marker im Bild) bis zum östlichen Ende der Stadt (ganz rechts im Bild).
Das Ticket ist eine Chipkarte, die wir an der Rezeption des Campingplatzes erwerben. Es beinhaltet sechs Fahrten für 9,- €. Kopfrechnen ergibt pauschal 1,50 € pro Fahrt und Nase. Beim Einstieg nehme ich etwas unsicher Blickkontakt zum Busfahrer auf: „Buenos!“ (Kurzform für „Buenos dias“, Guten Tag). Er deutet auf ein Lesegerät, das dort montiert ist. Ich halte die Karte dagegen, es piept 1x, das Display meldet Erfolg: 1x abgebucht.
Mutig und motiviert halte ich das Plastikkärtchen ein weiteres Mal hin – es gibt schließlich zwei weitere Fahrgäste. Piep. Und nochmal: Piep. Mein fragender Blick zum Chauffeur erntet ein bestätigendes Nicken, wir nehmen Platz.
Die Luft staut sich ein wenig, Kippfenster wie von zuhause gewöhnt sind im Stand wirkungslos ohne Fahrtwind, wie von zuhause gewöhnt. „Papa, wann fährt der Bus los?“ Geduld ⏱ ist eine Stärke, die in unserer Familie ungleich verteilt ist. 2 von 3 haben keine ;-), das entspricht 2/3 oder 66,7 %. Nunja.
Fahrzeiten: Uns liegen unterschiedliche Angaben vor.
- Betreiber des Campingplatzes, vor dessen Toren wir auf dem WoMo-Stellplatz parken: Ca. alle 20 Minuten
- Aushang-Fahrplan des ÖPNV-Betreibers: Ca. alle 30 Minuten
- (Wer wirbt hier zu seinen Gunsten mit Pluspunkten für die Lage..?)
- Erneut im Kopf gerechnet erhalten wir einen mediterranean Mittelwert von: Ca. alle 25 Minuten
- Ja, man verzichtet bewusst auf minutiöse Zeitangaben, die – nach langjähriger Erfahrung eines Berufspendlers – eine in der Praxis kaum zu erreichende Genauigkeit suggerieren
Ich antworte: „Bald!“ und nach kurzer Wartezeit fahren wir los. Gemütlich tingeln wir bergabwärts, der Bus füllt sich. Vorschau: An der Endhaltestelle sind alle Sitzplätze belegt und die Stehplätze etwa zur Hälfte genutzt. Das Angebot wird angenommen – Vorschau, Vorschau: Das gleiche Bild sehen wir auf der Rückfahrt.
Der Bus hält an allerlei relevanten Stellen, Aussichtspunkt am westlichen Ende der Bucht, in der Bucht selbst, in der Innenstadt bei den Fress- und Einkaufsmeilen, an der Endhaltestelle im Osten nahe des Kursaals. Das Gebäude heißt wirklich so und erhielt einen Preis für seine gelungene Architektur. Kunst kommt von Können, nicht von Wollen, sonst hieße es Wunst, soll ein weiser Mann einst gesagt haben.
Zwischen Hin- und Rückfahrt liegt unser Städtetrip.
Unsere inzwischen geschulten Augen finden in der Stadt und um die Bucht herum keinerlei vernünftige Parkmöglichkeiten für Wohnmobile. Platz in der Hanglage ist begrenzt, Zufahrten in der Höhe oder Parkflächen in der Länge eingeschränkt. WoBi in der City? Es soll nicht sein, und das ist gut so dank dieser formidablen Alternative. Das Risiko, abgeschleppt zu werden oder bei der Rückkehr ein WoBi mit nur einem Außenspiegel vorzufinden, merzen wir damit aus.
Meine Freude über diese gelungene Reisemöglichkeit ist groß. Fahrkartenkauf innerhalb von einer Minute erledigt. Einfach, unkompliziert, von Einheimischen und Touristen genutzt.
Es kann so einfach sein.
Nachträglicher Einschub mit Gedanken an die fränkische Metropolregion: Ich wähle im weltweiten Netz die Buslinie 36, um einen groben Vergleich zu erhalten. OK, weniger Haltestellen als der 16er in San Sebastian, ich gönne mir reichlich Toleranz.
- Will ich eine Fahrkarte erwerben, so muss ich mich vor Fahrtantritt festlegen, wo ich aussteigen werde. Der 16er Buslinie in Spanien ist das Schnurz. Einsteigen, abfahren.
- Die VAG zeigt mir am Bildschirm, dass es um 11:21 Uhr losgeht. Nicht um 11:20 Uhr, oder 11:25 Uhr, sondern um 11:21:00:000. Frängisch-Germanische Gründlichkeit lässt grüßen.
- Preisliste der Tickets im VGN
- Einzelfahrt Erwachsener, online: 3,25 €
- Einzelfahrt Kind, online: 1,62 €
- Hinfahrt, Summe (Kopfrechnen): 8,12 €
- Rückfahrt, x2, Kopfrechnen: 16,24 €
- Zeit und Mühe, ein Gruppen-/Tages-/Familien-/Mehrfahrten-Ticket zu vergleichen, spare ich mir.
- Der junge Spanier an der Rezeption fragte mich, ob ich 6 oder 9 Fahrten wünsche. Ich spreche mit einem Menschen. In Nürnberg müsste ich mit einem Automaten kommunizieren – sofern das Display funktioniert, nicht zerkratzt ist, die Sonne nicht spiegelt, während hinter mir *grummel* die Straßenbahn davonfährt, die ich verpasse, weil… noch kein gültiges Ticket, das vor Fahrtantritt zu lösen ist.
Es könnte so einfach sein.
Freizeitcamper und Seltenheitsblogger
Fränisch-Germanische Gründlichkeit lässt grüßen.
Das sollte Frängisch-Germanische Gründlichkeit heissen. Keine Smiley’s
Danke, ist gefixt.