Land der zwei Geschwindigkeiten
Los geht’s! Zwei von drei sind der Meinung, die Fahrt sei Teil des Urlaubs. „Wir rasen nicht, wir reisen!“ Dem bordeigenen Navi geben wir eine Chance. Das Gerät stammt von Pioneer, man muss DVDs einlegen, um eine Route zu erhalten. Datiert auf 2010, Kartenmaterial folglich älter. Die Bedienung ist wenig intuitiv, wir lernen durch Schmerz. Belohnt werden wir mit einer sehr angenehmen Damenstimme, die uns sagt, wo’s langgeht.
Gemütlich wollen wir das angehen und wählen die Routen-Option: Autobahn meiden. Dadurch verlängert sich die Fahrzeit. Als Faustregel: 1km/min, d.h. für eine Strecke von 170km planen wir rund drei Stunden ein.
Landstraße, kleine Dörfer, hin und wieder ein LKW vor uns, was wir durchaus genießen. Mit 60, manchmal 70 (Geschwindigkeitsbegrenzung!) Sachen tuckeln wir vor uns hin. Zwischen den Ortschaften. Ab dem Ortsschild heißt’s gewohntermaßen zunächst: 50km/h maximal.
Innerorts lesen wir oft:
- 30km/h wegen Lärmschutz
- 30km/h wegen Altenheim
- 30km/h Baustelle
- 30km/h (nix, einfach so)
Es scheint, als gäbe es in dieser Gegend lediglich zwei Geschwindigkeiten. Möglicherweise hat der örtliche Schilder-Hersteller des behördlichen Vertrauens genau zwei Schablonen:
- Eine für 70km/h außerorts und
- Eine für 30km/h innerorts
Das erleichtert das Aufstellen, denn so sind auch fachfremde Quereinsteiger in der Lage, Straßenschilder zu montieren. Tschüss, Fachkräftemangel! Die Verwechslungsgefahr ist deutlich reduziert. Als Autofahrer fügt man sich, stirnrunzelnd.
Willkommen im Land der zwei Geschwindigkeiten. Willkommen in Baden-Württemberg.
Dieser Beitrag wurde aus redaktionellen Gründen rückdatiert, um die zeitliche Reihenfolge der Ereignisse zu erhalten.
Freizeitcamper und Seltenheitsblogger