Pilotensitze arretiert
In unserem WoBi, einem Fiat Ducato EZ2005, sind Pilotensitze in der Fahrerkabine verbaut. Diese beiden Sitze kann man bei geparktem Fahrzeug nach hinten drehen. So verfügt der Tisch der Halbdinette über bis zu vier Sitzplätze.
Zum Drehen auf der Konsole muss ein Hebel gezogen werden.
Während der Fahrt sind die Sitze nach vorne gerichtet. Ein Dorn schieb sich vom starren Sockel in den drehbaren Teil des Sitzunterbaus. Durch den Hebel wird der Dorn entriegelt und der Drehteller ist nutzbar. Sichtbar ist der Dorn von hinten, Sitz ganz nach vorn geschoben:
Bei meiner ersten Fahrt überraschte mich der wackelige Sitz, ich fühlte mich unsicher. Zwar gewöhnte ich mich nach einem kurzen Schock daran – dennoch, ich will einen Sitz, der feststeht. Das Wackeln irritiert mich.
Was tun, um das Spiel der Drehkonsole zu reduzieren oder gar ganz zu beseitigen?
Naheliegendste Idee: Der Dorn oder dessen Aufnahme im Teller des Stuhls ist über 19 Jahre hinweg ausgeleiert, ausgeschlagen. Austausch möglich, beispielsweise durch einen dickeren Dorn? Um der Sache auf den Grund zu gehen, baue ich den Sitz aus. Es braucht einen recht großen, möglichs gekröpften Gabelschlüssel, um die Kontermutter zu lösen. Größe 22 oder so war’s meine ich.
Zufällig hat der Nachbar a) das passende Werkzeug, b) Lust sich mit der Sache zu befassen und c) grad Zeit. Munter drauflos. Wir kommen rasch überein, dass die Halterung ein gewisses Mindest-Spiel haben muss. Der Dorn rutscht sonst nicht in die Öffnung hinein. Noch schneller, als wir sie finden, verwerfen wir diese Idee wieder.
Wir suchen nach weiteren Möglichkeiten, den Sitz festzuhalten. Die Arretierung muss folgenden Anforderungen genügen:
- Sichere Halterung des Sitzes während der Fahrt
- Einfaches Lösen eben dieser Halterung für’s Wohnen
Bohren? Schweißen? Flexen? Tackern? Zufällig verfügt besagter Nachbar über einen Fundus metallischer Werkstoffe, Bleche, Winkel etc. Wir entwickelten einen Prototypen mit einem Streifen Edelstahl-Blech aus Nachbars Garage und einer Sterngriffmutter aus meinem Keller. Gewindegröße im Sitz: M8. Vorhandene Schraube heraus, Sterngriff hinein.
Der Blechstreifen ist in der Mitte sanft geknickt. Den exakten Winkel fanden wir heraus durch das erprobte Verfahren der mechanischen Iteration, sprich: Versuch und Irrtum: So lange die Biegung vergrößern/verkleinern, bis sie passt.
Da der Prototyp ein äußerst vielversprechendes Testergebnis lieferte, fertigten wir ein zweites, identischs Blech an. Eingebaut, Sterngriff festgezogen: Der Stuhl wackelt keinen Millimeter mehr. Rasch noch zwei, jetzt wissen wir, wie’s geht, für den Fahrersitz, et voilá: Ausgespielt.
Beide Anforderungen sind erfüllt: Beim Fahren hält der Pilotensitz muckmäuschenstill. Im Stand ist er (nach Lösen der Muttern) drehbar. Die optimale Länge der Bleche erlaubt weiterhin und ungestört alle Möglichkeiten zur Sitzverstellung.
Gut, wenn man einen Nachbarn mit einem kleinen Edelstahl-Lager hat. Oder einen Schlosser um die Ecke kennt.
Freizeitcamper und Seltenheitsblogger